“Компания Vitol, специализирующаяся на торговле сырьем, давно занимает в нефтяной отрасли Казахстана ведущую позицию. Как крупнейший в мире независимый нефтетрейдер обеспечил себе доступ к нефти в подверженном коррупции центральноазиатском государстве?” — задается вопросом журналист швейцарского издания Neue Zürcher Zeitung Геральд Хосп.
Неправительственная организация Public Eye проанализировала множество взломанных электронных писем высокопоставленных казахских чиновников. (…) В письмах, среди прочего, всплывает зарегистрированный в Нидерландах холдинг Ingma, представляющий собой совместное предприятие Vitol и сначала одной, а потом двух офшорных компаний”, — сообщает журналист.
“Сначала партнером Vitol (49%) в Ingma была компания Oilex (с долей 51%), — передает Хосп. — В 2010 году Oilex была переименована в Xena (47,5%), а к собственникам Ingma добавилась компания Omega Coöperatief (10%). За фирмой Oilex/Xena скрывается индийский предприниматель Арвинд Тику. Влиятельный Тимур Кулибаев (миллиардер и зять президента Казахстана Нурсултана Назарбаева. — Прим. ред.) в качестве собственника не указывается. Согласно документам, Тику и Кулибаев были деловыми партнерами и среди прочего совместно учредили траст, управляемый банком Credit Suisse”.
“В одном письме от 2008 года, адресованном банку Credit Suisse в Лондоне, компания Merix International Ventures просит об отсрочке выплат по кредиту. В письме, среди прочего, указывается, что Кулибаев предлагает личное поручительство по кредиту. К тому же в качестве источника дохода упоминаются дивиденды компании Vitol Central Asia. Подразумевается, вероятно, фирма Ingma. Кроме того, называются фирмы Euro Asian Oil и Sun Drilling, принадлежащие Тику”, — говорится в статье.
“Прямого доказательства коррупции доклад неправительственной организации не содержит. Предположение заключается в том, что влиятельный Кулибаев покровительствует женевскому нефтетрейдеру из-за “совместного предприятия”. Тем не менее, доклад затрагивает вопрос о том, как компании, занимающиеся торговлей сырьем, имеют дело с так называемыми политически значимыми лицами, в частности в странах, для которых характерно смешение политики и экономики и в которых взятки являются обычным явлением”, — отмечает журналист.
Впоследствии Vitol, крупнейший в мире независимый нефтетрейдер, расширил свои позиции в Казахстане, пишет далее автор публикации. Три года назад компания, победив в соответствующем тендере, заключила с государственным концерном КМГ сделку по авансированию поставок нефти. На настоящий момент общая сумма авансирования, предоставленного Vitol государственному предприятию, составляет 5,2 млрд долларов.
“В целом Vitol продает сегодня почти пятую часть всей добываемой в Казахстане нефти, что обеспечивает компании важную позицию в автократическом центральноазиатском государстве”, — пишет Хосп в заключение.
Источник:Neue Zürcher Zeitung
Геральд Хосп
Neue Zürcher Zeitung | 15 ноября 2018 г.
Die Kasachstan-Affäre des Genfer Erdölhändlers Vitol
Der Rohwarenhändler Vitol nimmt seit längerer Zeit eine dominante Position in Kasachstans Erdölbranche ein. Wie hat sich der grösste unabhängige Ölhändler der Welt im korruptionsanfälligen Staat in Zentralasien den Zugang zum Erdöl gesichert?
Kasachstan hat sich in den vergangenen Jahren als einer der grössten Rohöllieferanten der Schweiz etabliert. Und seit mehr als einem Jahrzehnt hat der Rohwarenhändler Vitol besonders gute Beziehungen in die kasachische Erdölwirtschaft und auch zur nationalen Erdölgesellschaft Kazmunaigaz (KMG). In der Schweiz wickelt Vitol nicht nur einen grossen Teil des internationalen Ölhandels ab, sondern betreibt über eine Tochtergesellschaft die grösste Raffinerie des Landes in Cressier.
Damit enden noch nicht die Verbindungen zwischen Kasachstan und der Schweiz. Vor rund acht Jahren hatte die schweizerische Bundesanwaltschaft ein Strafverfahren gegen Timur Kulibajew, einen Schwiegersohn des kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew und Milliardär, nach Anzeige wegen Verdachts auf Geldwäscherei eröffnet. Drei Jahre später war das Verfahren wieder eingestellt worden.
Kasachstan ist ein wichtiger Rohöllieferant der Schweiz
Eine kleine Firma ganz gross
Laut einem Bericht der Nichtregierungsorganisation Public Eyekönnen alle drei Elemente verbunden werden. Die Organisation wertete eine Vielzahl an gehackten E‑Mails hoher kasachischer Beamter aus, die von einer anonymen Internet-Plattform veröffentlicht wurden. Dahinter soll der frühere Bankier Muchtar Abljasow stecken, der bei der kasachischen Elite in Ungnade gefallen war und mit Betrugsvorwürfen konfrontiert wurde. In den E‑Mails tauchte auch die in den Niederlanden registrierte Holding Ingma auf, die ein Gemeinschaftsunternehmen von Vitol und zunächst einem, dann zwei Offshore-Vehikeln ist.
Der Jahresabschluss von Ingma für das Jahr 2009 zeigt, dass das Unternehmen einen Umsatz von gut 8 Mrd. $ ausgewiesen hat. Laut Public Eye hat die Firma ebenso in anderen Jahren ähnlich hohe Verkaufserlöse erzielt. Auch wenn die Umsätze sich wohl mit dem Auf und Ab des Erdölpreises stark verändern, die Zahlen sind hoch. Im Erdölhandel sind diese jedoch meist riesig, die Margen hingegen klein. Die Zahlen deuten auf alle Fälle darauf hin, dass Vitol mit einem relativ hohen Anteil des Rohöls aus Kasachstan handelte. Der Staatskonzern KMG, der im vergangenen Jahr für rund 27% der kasachischen Rohölförderung zuständig war, erzielte vergleichsweise 2017 einen Umsatz von 14,7 Mrd. $.
Zunächst war das Vehikel Oilex (Beteiligung: 51%) der Partner von Vitol (49%) bei Ingma. 2010 wird Oilex in Xena (47,5%) umbenannt, und die Omega Coöperatief (10%) kommt neben Vitol (42,5%) als Eigentümer von Ingma hinzu. Hinter Oilex/Xena steckt der indische Geschäftsmann Arvind Tiku. Der einflussreiche Kulibajew taucht dabei nicht als Eigentümer auf. Dokumente zeigen, dass Tiku und Kulibajew Geschäftspartner waren und unter anderem zusammen einen Trust gegründet haben sollen, verwaltet von der Credit Suisse. Die Bundesanwaltschaft ging deswegen Vorwürfen nach, wonach die beiden Männer Beteiligungen an kasachischen Erdöl- und Erdgasunternehmen zu einem allzu niedrigen Preis verkauft und Bestechungsgelder eingestrichen hätten. Die Anschuldigungen wurden später fallengelassen.
In einem Brief aus dem Jahr 2008 an einen Londoner Bankier der Credit Suisse bittet das Finanzvehikel Merix International Ventures um eine Fristverlängerung zur Rückzahlung eines Kredits. Darin wird unter anderem darauf verwiesen, dass Kulibajew eine persönliche Garantie für den Kredit anbiete. Zudem werden als Einnahmequelle Dividendenzahlungen der Vitol Central Asia erwähnt. Damit dürfte Ingma gemeint sein. Ausserdem werden die Firmen Euro Asian Oil und Sun Drilling genannt, die zu Tiku gehören. In britischen Medienberichten wird Merix als Vehikel genannt, mit dem Kulibajew Immobilien in Grossbritannien gekauft habe.
Politisch exponiert
Einen direkten Beleg für Korruption enthält der Bericht der Nichtregierungsorganisation nicht. Die Vermutung ist, dass der einflussreiche Kulibajew dem Genfer Händler wegen des «Gemeinschaftsunternehmens» gewogen ist. Der Bericht wirft aber die Frage auf, wie Rohwarenhändler mit sogenannten politisch exponierten Personen umgehen, besonders in Ländern, die durch die Vermischung von Politik und Wirtschaft geprägt sind und in denen Schmiergelder an der Tagesordnung sind. In der Schweiz haben Finanzinstitute die Verpflichtung, Geschäftsbeziehungen mit solchen Personen mit erhöhter Aufmerksamkeit zu behandeln, die Geschäfte sind aber nicht untersagt.
Rohwarenhändler haben keine besonderen gesetzlichen Sorgfaltspflichten. Weil Geschäftsbeziehungen aber im Regelfall eine Bankverbindung mit einschliessen, agieren auch Rohstofffirmen nicht im luftleeren Raum. Sie erfüllen die Auflagen der Finanzinstitute. Deshalb stellt sich die Frage, ob, wie von Public Eye gefordert, zusätzliche Sorgfaltspflichten nötig sind. Vitol sagte auf Anfrage, dass mit Kulibajew und mit anderen Kasachen mit Staatsverbindungen durchaus Geschäfte getätigt würden. Bei politisch exponierten Personen würden verstärkte Kontrollen und Sorgfaltsprüfungen zum Zuge kommen.
Kasachische Erdölproduktion im Aufschwung
Die Frage bleibt aber, wieso Vitol ein Gemeinschaftsunternehmen in Kasachstan eingegangen ist. Eine Unternehmenssprecherin meinte, dass Ingma im Jahr 2003 gegründet worden sei, als Tiku bereits in Kasachstan tätig gewesen sei. Seine Firma Euro Asian Oil kaufte Rohöl von kleineren Produzenten zusammen und hatte Erfahrung darin, das Öl per Bahn und Frachtschiffe zu grösseren Häfen zu transportieren. Tiku kam auf Vitol zu, um das Erdöl international verkaufen zu können. Weil das Pipelinenetz eingeschränkt war, stellte sich stets die Frage, wie das Rohöl bewegt werden kann. Zur Rolle des anderen Partners, Omega, wollte sich die Sprecherin wegen Datenschutzbestimmungen nicht äussern.
Vitol, der grösste unabhängige Erdölhändler der Welt, baute in der Folge seine Position in Kasachstan aus. Vor drei Jahren erhielt das Unternehmen bei einer Ausschreibung einen Zuschlag des Staatskonzerns KMG für ein sogenanntes Vorfinanzierungsgeschäft. Dabei erhält ein Erdölproduzent vom Händler ein Darlehen, das mit zukünftigen Ölmengen zurückbezahlt wird. Diese Art von Geschäft wurde beliebt, als die Ölpreise sanken. Insgesamt belaufen sich die Vorfinanzierungen von Vitol für das Staatsunternehmen, dessen Pläne für einen Börsengang jüngst konkreter wurden, derzeit auf gut 5,2 Mrd. $. An den Transaktionen sind eine Vielzahl internationaler Banken beteiligt.
Eine Sprecherin des Rohwarenhändlers betonte, dass die Aktivitäten mit KMG und Ingma getrennte Geschäfte seien. Zusammengenommen handelt Vitol mit rund einem Fünftel der gesamten kasachischen Rohölproduktion, was dem Handelshaus eine wichtige Position im autokratisch regierten zentralasiatischen Staat verleiht.
Gerald Hosp
14.11.2018, 08:30 Uhr