Vorwurf der Fluchthilfe für Mörder (Tiroler Tageszeitung 07.06.2011)

Tiroler Tageszeitung Nr. 156 vom 07.06.2011 Seite: 13

Vorwurf der „Fluchthilfe für Mörder

Wien – Im Fall des unter Mordverdacht stehenden ehemaligen kasachischen Botschafters in Österreich (und Ex-Schwiegersohnes von Staatschef Nursultan Nasarbajew), Rakhat Aliyev, werden schwere Vorwürfe gegen Österreichs Behörden gerichtet. Der Wiener Anwalt Gabriel Lansky – er vertritt zwei Kasachinnen, die Alijev vorwerfen, ihre Ehemänner entführt und getötet zu haben – lud am Montag zu einer Pressekonferenz. Laut einem Aktenvermerk, so Lansky, soll es am 23. März zu einem Treffen wichtiger Vertreter des Justiz‑, Innen- und Außenministeriums gekommen sein. Dort wurde der Hoffnung Ausdruck verliehen, dass die mutmaßlichen Mittäter es dem Ex-Botschafter gleichtun und Österreich verlassen. Lansky will nun Anzeige wegen des Verdachts von Amtsmissbrauch einbringen. Das Treffen habe nämlich stattgefunden, nachdem sich die Beweise gegen Aliyev und seine Mittäter verdichtet hätten.

Anfang Mai waren in Kasachstan die Leichen der beiden Banker Zholdas Timraliyev und Aibar Khasenov gefunden worden, deren Entführung Aliyev angelastet wird. Kasachstan verlangt seit mehreren Jahren die Auslieferung Aliyevs und der vier mutmaßlichen Mittäter. Österreich lehnte dies mit der Begründung ab, dass in Kasachstan kein faires Verfahren zu erwarten sei. Mittlerweile gibt es aber ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs, das Auslieferungen nach Kasachstan für zulässig erklärt.

Lansky sprach von „Fluchthilfe für Mörder”. Österreich drohe „ein Zufluchtsort für Schwerverbrecher” zu werden, kritisierte der Anwalt der Republik Kasachstan, Richard Soyer. Die Täter müssten entweder ausgeliefert werden oder man müsse ihnen in Österreich den Prozess machen.

Aliyev hat am Montag erneut die gegen ihn erhobenen schweren Vorwürfe zurückgewiesen. Zudem habe er Österreich bereits vor zwei Jahren verlassen. (TT, APA)

Bild: Ex-Botschafter Alijev weist alle Vorwürfe zurück.Foto: APA/Tatic

 

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