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27 декабря, 2024
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Teure Telekom-Altlast in St. Marx (Kurier.at am 11.8.12)

Bei der Aufarbeitung der Skandal-Vergangenheit der Telekom führen Spuren ins Media Quarter Marx. Eine Firma, an der die privaten Partner der Stadt Wien beteiligt sind, ist im Visier der Justiz.

Call-in-TV nennt sich das Geschäftsmodell. Billig produzierte Shows, die Zuschauer nehmen über kostenpflichtige Mehrwertnummern an Gewinnspielen teil. Mittlerweile ist das boomende Business eingeschlafen, behördliche Reglementierungen haben die mitternächtliche Abzocke über die Fernsehschirme für die Anbieter wenig lukrativ gemacht.

Auch die Telekom Austria wollte mit dabei sein und erstand 2007 um kolportierte 20 Millionen Euro die Mass Response Service GmbH mit Sitz im Mediencenter der Stadt Wien auf dem Gelände der ehemaligen Schlachthöfe. Im Telekom-Vorstand waren Rudi Fischer und Gernot Schieszler verantwortlich, gegen beide ermittelt die Justiz, unter anderem wegen des Ex-Lobbyisten Peter Hochegger und der Kursmanipulationsaffäre.

Der Deal kam die Telekom teuer zu stehen. 2010 musste die Mass Response das Call-in-TV abdrehen, die Telekom schoss der schwer defizitären Tochter 19 Millionen Euro Eigenkapital zu und half zusätzlich mit einem Darlehen über vier Millionen Euro aus, wovon im Vorjahr 2,5 Millionen abgeschrieben wurden. Macht in Summe die Kleinigkeit von 41,5 Millionen Euro. Telekom-Chef Hannes Ametsreiter zog die Notbremse. Er warf die Geschäftsführer, Mass-Response-Gründer Herbert Dvoracek und den ehemaligen Telekom-Beteiligungsmanger Andreas Krenn, hinaus und verscherbelte die Firma 2011 über ein Management-Buy-out. Dvoracek, Krenn und Christian Bodizs schickte er Strafanzeigen wegen des Verdachts des schweren Betrugs und der Untreue nach. Alle drei werden als Beschuldigte geführt, die Ermittlungen laufen. Es gilt die Unschuldsvermutung. Die Vorwürfe: Manipulation bei den Gewinnspielen und “unaufgeklärte Vorgänge in der Geschäftsführung”. In der Hoffnung auf Schadenersatz hat sich die Telekom dem Strafverfahren als Privatbeteiligte angeschlossen.

Die Ermittlungen führen auch nach St. Marx. Dort residiert die Marx Media Vienna mit Bodizs als Geschäftsführer. Vor wenigen Tagen stand unangemeldeter Besuch vor der Türe. Bei der Hausdurchsuchung kassierten die acht Ermittler die gesamten Buchhaltungsunterlagen über die Jahre 2009 und 2010 ein. “Ich schließe hundertprozentig aus, dass es bei der Marx Media Unregelmäßigkeiten gibt”, verteidigt sich Bodizs.

Wie aber hängen das Millionengrab der Telekom und die Marx Media Vienna zusammen?

Es gab enge Geschäftsbeziehungen. Die Marx Media produzierte für die Mass Response die Gewinn-Shows. “Das Geschäft hat anfänglich gebrummt. Wir haben täglich bis zu 40 Stunden live produziert, oft fünf Sendungen gleichzeitig”, erinnert sich Bodizs. Der Kundenkreis reichte von ATV und Austria 9 über Super-RTL bis zu Sendern in der Schweiz, Serbien, Russland, Kanada und Brasilien. Heute ist das Programm weniger spannend. Statt Abzock-TV wird aus den Marx-Media-Studios das biedere ORF-Vorabendformat “Willkommen Österreich” gesendet.

Miteigentümer der Marx Media sind neben Bodizs unter anderem Andreas Lenzinger und Adolf Wala , ehemaliger Präsident der Nationalbank. Sowie mit 25 Prozent die Telekom. Die Herren verbindet nicht nur das Geschäft, sondern auch die Begeisterung für Fußball. Dvoracek ist Präsident des Wiener Traditionsclubs Vienna, Wala ist auf der Hohen Warte Ehrenpräsident und Bodizs ist Vizepräsident.

Bodizs und Dvoracek dürften sich aber geschäftlich bald endgültig trennen. Der Herr Präsident beteiligte sich anlässlich eines Konzerts des Rappers Sido bei der Red Media TV von Bodizs, der will die Firma lieber wieder alleine weiterführen.

Von der Consultatio wurden Bodizs und sein Partner Lenzinger noch nicht kontaktiert. Die Wirtschaftsprüfer sollen im Auftrag der Stadt Wien die Eigentumsverhältnisse des Media Quarter Marx durchleuchten. Bodizs und Lenzinger sind über die VBM Beteiligungsmanagement die privaten Mehrheitspartner des ehrgeizigen Medien-Großprojekts der Stadt an der Südosttangente. Die tatsächlichen Eigentumsverhältnisse sind jedoch alles andere als klar.

Wie berichtet, reklamiert die dem umstrittenen, ehemaligen kasachischen Botschafter Rajkhat Aliyev bzw. dessen Ehefrau zuzurechnende A.V. Maximus Holding die VBM für sich. Noch immer nicht entschieden ist, ob der ORF vom Küniglberg nach St. Marx übersiedelt. Die unmittelbare Nachbarschaft zum Media Quarter würde dieses jedenfalls enorm aufwerten.

 

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Kurier.at

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